Notizen aus dem Norden

Unsere Herberge auf Rügen 2012
Unsere Herberge auf Rügen 2012

Heute neigt sich unser diesjähriger Sprint dem Ende. Am Dienstag sind wir gen Norden auf die Insel Rügen gefahren, um uns für 3 Tage intensiv darüber zu unterhalten, wie wir in Zukunft Software entwickeln wollen. Der Fokus lag dabei auf der Client-Seite, also dem Teil der Anwendung, der im Browser ausgeführt wird. Hier wollen wir weitere Erfahrung sammeln und Konzepte suchen, wie man wart- und testbaren, strukturierten Code schreibt.

Im Vorfeld haben wir uns auf drei JavaScript Frameworks/Bibliotheken geeinigt, die wir uns dann am Mittwoch in drei Gruppen à zwei Personen intensiv angeschaut haben: Ember, Obviel und Backbone. Neben Dokumentation lesen und Tutorials ausprobieren haben wir auch gegen einen selbst-gestrickten “Spielserver” programmiert, um durch die praktische Erfahrung ein Gefühl für die Konzepte hinter dem Framework zu bekommen und einschätzen zu können, inwieweit sich das Framework in unserem Alltag einsetzen lässt.

Ember hat uns für den Einsatz bei “Grüne Wiese”-Projekten begeistert. Durch die strikte Trennung von Model, View und Controller (MVC) schreibt man nicht nur automatisch saubereren, sondern auch testbaren Code. Das Objekt-Modell bringt automatisierte, bidirektionale Aktualisierung zwischen Model und View mit, und für die Speicherung auf dem Server gibt es ein kleines, gut integriertes REST-Plugin. Der Aufwand, eine funktionierende CRUD-Anwendung, die Änderungen automatisch an den Server propagiert, zu entwickeln, ist mit Ember erstaunlich gering. Auch wie Ember es erlaubt, seine Klassen zu beerben, ist uns positiv aufgefallen. Leider haben wir es nicht geschafft, zwei Ember-Anwendungen auf einer Seite zu laden. Auch ist die Dokumentation noch recht dünn, was daran liegen dürfte, dass Ember noch ein junges Produkt ist.

Hilfreiche Links zu Ember:

Obviel ist streng genommen unser eigenes “Kind”, denn erste Ideen dazu entstanden im Jahre 2008 bei gocept. Obviel ist ein Client-seitiges Web-Framework für jQuery mit einem einfachen, aber genialen Prinzip: für ein JavaScript-Objekt rendert man einen View in einem Element. Dreh- und Angelpunkt bei Obviel sind die Interfaces, die definieren, wie ein View Objekte, die das Interface implementieren, rendert. Entwickler, die mit der Komponenten-Architektur von Zope vertraut sind, werden keine Probleme haben, Obviel zu verstehen. Weiterhin lässt sich Obviel problemlos in bestehende Projekte integrieren, es enthält Unterstützung für Internationalisierung (i18n), Forms mit Validierung, verschiedene Template-Engines, Subviews, …

Hilfreiche Links:

Backbone unterstützt den Entwickler bei der Strukturierung seiner Webanwendungen durch in Code gegossene Konventionen. Es wirkt sehr fokussiert, denn es tut nicht wirklich viel, aber das Wenige tut es sehr sinnvoll. Backbone ist, im Gegensatz zu Ember, sehr gut dokumentiert, löst aber im Moment keines unserer Probleme. Da Backbone insbesondere keine Unterstützung für data binding bietet, haben wir noch Knockout und Rivets ins Spiel gebracht. Für ersteres steht mit Knockback der „Glue-Code“, um die Frameworks miteinander zu verheiraten, schon zur Verfügung, für letzteres mussten wir ihn uns aus der Dokumentation und dem Issue-Tracker des Projekts zusammensuchen.

Weiterführende Links:

Ein Fazit zu ziehen fällt uns nicht leicht: Ember behalten wir für das nächste “Grüne Wiese”-Projekt auf jeden Fall im Auge. Da uns Backbone und Knockout/Rivets nicht überzeugen konnten, haben wir uns noch spontan AngularJS angeschaut – aber auch hier ist im Moment die Ernüchterung groß: Persistieren von Daten ist ein ungelöstes Problem, die Watcher auf dem Model (data binding) feuern nur unregelmäßig oder viel zu oft. Nach längerem Probieren haben wir herausgefunden, dass wir eine eigene Direktive schreiben müssen, die sich um die Persistierung kümmert.

Bleibt also Obviel, das wir an der einen oder anderen Stelle in unseren Projekten schon verwenden. Es wird wohl auch in Zukunft unser Werkzeug, um bestehenden JavaScript-Code zu verbessern oder neue Frontend-Einheiten zu bauen.

Das gocept-Team

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